Die Ärztin sagte mir Alexanders Blutgaswerte sind so schlecht, er würde nur noch ein paar Stunden leben.

 

In mir machte sich Panik breit. Ich hyperventilierte und musste mich zwingen nicht durchzudrehen, denn im Zimmer neben an schlief mein Sohn Cedric.

Es war kaum möglich einen klaren Gedanken zu fassen. Ich wusste nur, ich muss zu Alexander.

 

Bei ihm angekommen bot sich ein erbärmliches Bild. Er war so ums Atmen bemüht, dass ich für eine Sekunde dachte, wir müssen ihn doch an die Beatmungsmaschine anschließen. Aber sofort schaltete sich wieder mein Verstand ein.

Alexanders Werte wurden ganz plötzlich besser und es sah am frühen Morgen so aus, als würde er es doch schaffen. Dennoch ließen wir ihn nicht allein.

Ich saß in den Nächten bei ihm und meine Eltern am Tage. Überhaupt haben wir ihn nie allein gelassen. Immer war jemand von uns an seiner Seite. Sein ganzes Leben lang.

Am Samstag wendete sich das Blatt schlagartig wieder. Er brauchte wieder mehr Sauerstoff, hatte überall am Körper Ödeme (Wasseransammlungen)  und sein Magen arbeitete nicht mehr. Er würde nun sterben...

 

Die ganze Nacht und den Sonntag saßen meine Eltern und ich an seinem Bett und warteten auf den Tod.

Stundenlang starrten wir auf den Monitor um zu sehen, wann es soweit sein würde. Der Schmerz mein Kind so zu sehen und nichts aber auch gar nichts für ihn tun zu können war unerträglich. Ich finde auch keine Worte um ihn zu beschreiben. Und diese Angst.

Und trotzdem sollte ich auch noch klar denken können und die richtigen Entscheidungen treffen.

 

Minuten wurden zu Stunden, Stunden zu Tagen.

Immer dieses Geräusch von der Sauerstoffflasche und der blöde Monitor, auf den man unweigerlich immer wieder starrte.

Wir konnten wirklich nichts mehr tun, nur warten.

 

Um 14.20 h war es soweit.  Alexanders Herz hörte für immer auf zu schlagen. Mein Kind war tot.

 

Was fühlten wir? Ich denke ich kann hier für meine Eltern und mich sprechen.

Schmerz  - unsagbaren Schmerz. Verzweiflung, Hilflosigkeit.

 

Aber nach einer Weile waren wir — zumindest mechanisch — in der Lage ihn zu waschen und ihn für seinen letzten Weg hübsch anzuziehen.

Er sah so friedlich aus. Sein Gesicht war so wunderschön, so entspannt. Jetzt erst konnte man sehen, was die Spastiken, die Schmerzen mit ihm gemacht haben.